Wassilij Iwanowitsch Ewdokimow, Gomel, geb. 1939

„Wir flüchteten in den Wald, zu den Partisanen“

Reisegruppe bei W. Jewdokimow

Wir lebten im Dorf Krywsk, in der Oblast Gomel. Mein Vater arbeitete in der Kolchose, außerdem handelte er mit Pferden. In unserem Dorf gab es keine Deutschen, nur zwei oder drei Polizisten. Darunter waren auch Freunde von uns, sie verrieten uns nicht. 

Anderswo gab es aber auch Polizisten, die einen verraten haben, etwa wenn sie wütend auf jemanden waren.

Am Anfang unternahmen die Deutschen noch nichts gegen die Roma, aber die Juden haben sie gleich weggebracht, nach Gomel ins Gefängnis. Im ersten Jahr der Besetzung organisierten die Deutschen noch Konzerte, die Roma machten dort Musik, und die Jungen und Mädchen tanzten. Aus einem Nachbardorf haben wir gehört, dass dort Roma bei so einem Konzert den Deutschen zwei Pferde gestohlen hatten, um sie den Partisanen zu bringen.

Sie wurden aber unterwegs von Deutschen oder von Polizisten erschossen. Der eine von ihnen war schwarz, die Deutschen hielten ihn für einen Juden. Sie banden seine Füße am Sattel fest und schleiften ihn durchs ganze Dorf. „Hei Juda“ riefen sie ihm [auf Deutsch, Anm. d. Ü.]

Die Leute aus dem Dorf erzählten uns, dass zwei unserer Leute getötet worden sind. Da nahm uns unsere Mutter, meinen älteren Bruder und mich, und ging ins Nachbardorf Tschebotowitschi, zu unserer Tante. Denn unser Vater war ja auch bei den Partisanen, meine Mutter ging ab und zu ihnen und erzählte ihnen, wo die deutschen Stützpunkte lagen. Und wenn das jemand aus dem Dorf erzählen würde, wären wir auch tot.

Eines Tages kamen die Deutschen nach Tschebotowitschi. Die Mutter rief uns zu, dass wir wegrennen sollten, Sie selbst wurde gefangen, aber wir rannten bis zu einer Scheune, in der Russen und Roma versteckt waren. In der Nacht gingen die Roma raus und holten die Leichen von zwei Männern, die die Deutschen erschossen hatten. Heimlich wurden sie nachts beerdigt.

Die Mutter wurde wieder freigelassen. Danach verließen wir das Dorf, und lebten in Zelten in der Nähe der Partisanen. Bevor es einen Kampf gab, warnte uns der Kommandeur, wir zogen dann dorthin, wo es ruhig war, und die Partisanen kamen nach.