Sergej Ermoshkin ist unser anderer Projektpartner in Odessa. Er vertritt den Roma-Kongress der Region Odessa. Seine Vorfahren sind deutsche Sinti, die vor rund 200 Jahren ins damalige Russische Reich ausgewandert waren. Im Interview am Bug schilderte er uns die unterschiedlichen Bedingungen, in denen die deportierten Roma leben mussten. Einige wurden beispielsweise in Häuser ukrainischer Familien einquartiert, die wiederum zu Verwandten ziehen mussten.
Es gab aber keinerlei Versorgung, so dass sie gezwungen waren, die Häuser nach und nach abzubauen, um Brennholz zu gewinnen. Andere wurden in Baracken untergebracht, Niko nannte uns ein Beispiel, in dem Roma einfach nur in einen Wald gebracht wurden und sich dort Erdlöcher graben mussten, in denen sie vegetieren sollten.
Manchmal sollten Roma auf Kolchosen bzw. Sowchosen arbeiten. Allerdings waren die dortigen ukrainischen Bauern ja auch noch da, und die meisten Roma hatte überhaupt keine Erfahrungen mit Landwirtschaft, so dass Konflikte vorprogrammiert waren. In der mündlichen Überlieferung gebe es immer wieder Hinweise auf Massenmorde an Roma, die aber in schriftlichen Dokumenten nicht festgehalten worden seien. Die Leute haben es gesehen, die Überlebenden haben berichtet, aber in den Akten gibt es diese Morde nicht. Während der Sowjetherrschaft habe es praktisch keine Aufarbeitung gegeben. Über die Rolle Rumäniens als Verbündeter der Nazis wurde nicht gesprochen.