R.C., Rom aus Rumänien

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Projektreise haben uns im Vorfeld einige Ausführungen zu den historischen Ereignissen, ihrem Wissensstand, ihren Fragen und ihrem persönlichen Hintergrund übermittelt. Wir veröffentlichen einige dieser Ausführungen (in anonymisierter Form).

Schildert seine Eindrücke von einer Gedenkfeier, die am 27. Januar 2016 in den Räumen des Holocaust-Forschungszentrums „Elie Wiesel“ in Bukarest stattfand. Dort wurde die Neuauflage eines Buches von Adrian-Nicu Furtuna (eines unserer rumänischen Projektpartner) mit Interviews Überlebender vorgestellt. Zugegen war auch Paulina Vasile, eine Romnij, die als Kind deportiert worden war.

„Sie griffen uns und steckten uns wie Vieh in die Züge.“ Die Zeitzeugin wurde wie Tausende auch in die Region Bogdanovka verschleppt, wo Tausende an Kälte, Hunger oder Krankheiten starben.Die Verpflegung war miserabel, manchmal gab es Brot so hart wie ein Ziegelstein. Paulina Vasile berichtete: „Ich aß zwei Wochen lang Gras. Die Leute aßen Wurzeln, wühlten im Müll nach Kartoffelschalen.”

Eineinhalb Jahre war sie in Transnistrien. Ihre Großmutter starb, ihre Schwester. „Viele starben. Wir waren alle am Sterben.“

R.C. schildert die Aussage des Buchautors Adrian-Nicu Furtuna, dass die Überlebenden, die heute interviewt werden, immer noch einen Schrecken davontragen, wenn sie ihren Ausweis zeigen oder Formulare ausfüllen sollen: Das erinnert sie an die Zeiten der Registrierung 1942, der die Deportation folgte. Wann immer sie ein Formular ausfüllen sollen, muss die Familie die Alten beruhigen, dass nichts passieren werde, dass keiner kommen und sie zurückbringen werde an den Bug.

Furtuna äußert sich auch zur Erinnerungskultur der Roma, die sich scheuten, über ihre Erlebnisse zu berichten, weil dies nach traditioneller Auffassung Unglück bringe.

Dementsprechend wissen viele Roma-Jugendliche mit den Begriffen „Bug“ und „Transnistrien“ nichts anzufangen. Sie kennen allerdings manche Mythen, die sich in der Erzählungen verankert haben: Etwa den Mythos von papiernen Booten, in welchen die deportierten Roma auf einem Fluss ausgesetzt worden seien, bis sie untergingen. Diese Geschichte basiere auf einem realen Ereignis: Dem Untergang eines Schiffes, mit dem 800 Juden 1941 nach Palästina fliehen wollten, die aber im Schwarzen Meer ertranken. Dieses Ereignis sei von den Roma adaptiert worden.