Mikhail Tyaglyy

Mikhail Tyaglyy, Forscher im Ukrainischen Zentrum für Holocaust-Studien in Kiew

Forscher im Ukrainischen Zentrum für Holocaust-Studien in Kiew. Das Zentrum widmet sich seit einigen Jahren auch der Erforschung des Völkermords an Roma während der deutsch-rumänischen Besatzung der Ukraine. Mikhail Tyaglyy führte in dem Interview mit uns aus, dass die Dynamik und Radikalisierung der Verfolgung von Juden auch bei der Verfolgung von Roma festzustellen sei – mit einer ungefähr einjährigen Verzögerung.

Sowohl Wehrmacht als auch Einsatzgruppen und deutsche Polizeiverbände hätten ab 1942 systematische Mordaktionen an Roma durchgeführt.
Für Roma gab es vier  Überlebensstrategien: In die Wälder gehen sich sowjetischen oder polnischen Partisanenverbänden anschließen von einheimischen Bauern versteckt zu werden (was es dort gab, wo es bereits vor dem Krieg gute Beziehungen zwischen Roma und Ukrainern oder Polen gab) Schutz durch Dorfbürgermeister, die den Deutschen erzählten, es gebe keine Roma (Verschleierung der Identität)

Zur Erinnerungspolitik in der Ukraine sagte er, dass der 2. August zwar zum staatlichen Gedenktag der Ermordung von Roma erklärt worden sei, aber nur  in drei Gemeinden Gedenkzeremonien stattfänden.  Schulbücher geben kaum Auskunft (bestenfalls eine Aufzählung von Opfergruppen). Das Besondere am deutschen Rassenwahn wird darin nicht herausgearbeitet. Tyaglyy betonte, dass der Staat zu aktiver Gedenkpolitik gedrängt werden müsse. Als wichtigste Aufgabe der Erinnerungsarbeit bezeichnete er die Markierung von Erschießungsstätten.