Iwan Kornijowitsch Bilaschtschenko

„Man geht ins Bett und denkt sich dabei: ‚Was werde ich wohl träumen? Kommen sie mich abholen oder nicht?‘“

Iwan Kornijowitsch Bilaschtschenko
Iwan Kornijowitsch Bilaschtschenko

Seine Mutter war Romnija, sein Vater Ukrainer, die Familie habe sesshaft gelebt und sei sich ihres Roma-Hintergrundes kaum bewusst gewesen: „Bis ich erfahren habe, dass die Deutschen Roma erschießen, habe ich mich nicht als Rom empfunden. Wir wuchsen ja zusammen mit ukrainischen Kindern auf, zusammen waren wir auf der Schule“, berichtet uns Iwan Kornijowitsch Bilaschtschenko (geb. 1926) in Tscherkassy.

Schon bevor die Wehrmacht in seinem Heimatdorf einmarschiert war, habe die Familie über die „Volkspost“ gewusst, dass Juden und Roma erschossen werden.

„Man geht ins Bett und denkt sich dabei: ‚Was werde ich wohl träumen? Kommen sie mich abholen oder nicht?`“

Als der Dorfvorsteher ihnen mitteilte, er müsse in die Distriktstadt fahren, weil die Gestapo ihn aufgefordert habe, Roma zu melden, habe die Familie ihm Goldstücke mitgegeben, um die Deutschen zu bestechen. Der Dorfvorsteher habe denn auch gesagt, in seinem Dorf gebe es keine Roma. Iwan Kornijowitsch ist davon überzeugt, dass der Dorfvorsteher sein Amt im Interesse der einheimischen Bevölkerung ausgeübt habe: „Ganz bestimmt, auch wenn ich das nicht beweisen kann, wurde er im Auftrag der Partisanen eingesetzt.“ Später sei der Mann von den Deutschen erschossen worden, weil er Juden und Roma geschützt und Verbindungen zu Partisanen gehalten habe. Iwan Kornijowitsch betont allerdings auch, dass seine Familie im Dorf beliebt gewesen sei, “weil wir ehrlich und zivilisiert lebten”. Ausdrücklich hebt er hervor, dass seine Mutter eine “Stachanowka” gewesen sei, also eine hervorragende Arbeiterin. “Sie arbeitete als  Brigadeleiterin in der Kolchose, hatte nur gute Dokumente und pflegte keine Roma-Bräuche.” Er berichtet uns weiter vom Schicksal naher Verwandter in anderen Ortschaften, die ermordet worden waren.