Halina Iwanowna Kiritschenko

„Ich hatte schon kapiert, dass die Deutschen alle erschießen können“

Halina Iwanowna Kiritschenko
Halina Iwanowna Kiritschenko

Während der deutschen Besatzung arbeitete die Mutter von Halina Iwanowna Kiritschenko (geb. 1935, Perejaslaw-Chmelnitzky) zunächst weiter auf der örtlichen Kolchose. Obwohl noch zu klein, um zu arbeiten, folgte ihr Halina Iwanowna dorthin, um nicht alleine zu bleiben. Den Anweisungen eines Aufsehers folgte sie widerspruchslos: „Wenn ich nicht folge, würde er mich schlagen oder umlegen.

Das hatte ich schon kapiert, dass die Deutschen alle erschießen können.“

Ihren Vater hätten die Deutschen eines Tages beinahe mitgenommen, weil sie ihn aufgrund seiner dunklen Hautfarbe und seiner äußeren Erscheinung für einen Juden oder Rom hielten. Sie ließen ihn laufen, weil in seinem sowjetischen Ausweis (in dem in jener Zeit die ethnische Zugehörigkeit vermerkt war) nicht „tsigan“ eingetragen war, sondern „ukrainisch“.

Die Familie floh schließlich in eine Sowchose in der Nähe von Tscherkassy, deren Leiter ebenfalls Rom war. Das hätten die Deutschen aber nicht gewusst, weil er „hell“ ausgesehen habe und als ethnischer Ukrainer galt. Mehrfach seien Anrufe aus der Stadt gekommen: „Gibt es Zigeuner bei Ihnen?“ Er sagte: „Nein“.

Zum Abschluss des Interviews beklagt Halina Iwanowna, dass Antiziganismus auch in der heutigen Gesellschaft ein Problem darstelle. Manche Leute würfen den Roma ihre Herkunft vor. Halina Iwanowna weist schlicht darauf hin, dass sie es ja nicht abstreite: „Wir sind Roma, na und?“ Es sei doch gleich: „Du bist ein Mensch, ich bin ein Mensch.“