Gedenken und Politik: Bericht zum Besuch in Belarus, 30. 9. – 7. 10. 2023

Eine Reise nach Belarus ist kein alltägliches Unterfangen und recht kompliziert geworden – dennoch
nahmen 10 Studierende und Roma-Aktivist:innen aus Deutschland vom 30. 9. bis 7. 10. an einem
Austauschprogramm in Belarus teil. Unsere dortige Partnerorganisation, die Belarusische Roma-
Diaspora (die größte Selbstorganisation der Minderheit in Belarus) hatte ein umfangreiches
Programm zusammengestellt. Hauptthema waren dabei die Erinnerung an den Roma-Genozid
während des Zweiten Weltkrieges und die Situation von Roma in Belarus heute.

Begegnungsprojekt mit der Roma-Diaspora Belarus (30.09. – 08.10.2023)

Im Oktober organisierte das Bildungswerk für Erinnerungsarbeit und Frieden e.V. gemeinsam mit der Belarusischen Roma-Diaspora, der größten Selbstorganisation der Rom:nja in Belarus, ein Austauschprojekt. Im Fokus stand die Wissensvermittlung über den deutschen Vernichtungskrieg auf dem Gebiet des heutigen Belarus von 1941 – 1944, insbesondere über die systematische Ermordung der Rom:nja, eine kritische Auseinandersetzung mit der deutschen und belarussischen Geschichtspolitik und Erinnerungskultur, die Begegnung und der interkulturelle Austausch mit Angehörigen der Roma-Diaspora und deren Strategien zu Stärkung ihrer gesellschaftlichen Partizipation.

Besuch einer Gruppe unserer Ukrainischen Partnerorganisation im Oktober 2023

Eröffnung der Ausstellung „Völkermord an Rom:nja in der Ukraine 1941-1944“ und Austausch mit ukrainischer Delegation, 20./21. Oktober 2023
Im Rahmen des internationalen Projekts zur Aufarbeitung des Völkermordes der deutschen Besatzer an Rom:nja in der Ukraine 1941-1944 reiste eine elfköpfige Delegation von ukrainischen Roma, NGO-Mitarbeiterinnen, Studierenden und Lehrkräften nach Berlin und Nürnberg.

Besuch unserer belarusischen Partnerorganisation in Deutschland-August 2023

Wie sind die Arbeitsbedingungen der Selbstorganisationen von Sinti und Roma in Deutschland? Welche Strategien verfolgen sie, um an den Genozid an der Minderheit während des Zweiten Weltkrieges zu erinnern und gegen antiziganistische Diskriminierung vorzugehen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Besuchs einer zehnköpfigen Gruppe unserer Partnerorganisation aus Belarus, der Belarusischen Roma-Diaspora, die vom 31. Juli bis zum 7. August in Deutschland waren.

Einladung zum Austauschprogramm:
Belarus – Deutschland

Bis zu zehn Teilnehmer:innen sind eingeladen, zwischen dem 30.September und 8.Oktober an den Begegnungen in Belarus teizunehmen. Das Programm umfasst Besuche von Gedenkstätten und Museen, Workshops zu Strategien gegen Antiziganismus und Gespräche mit zivilgesellschaftlichen Akteuren auch aus dem Bildungs- und Forschungsbereich sowie Familien von Zeitzeug:innen.

Öffentliche Präsentation der didaktischen Materialien „Völkermord an Roma in Belarus 1941-1944“ in Minsk

Unser Projektmitarbeiter Leonard Stöcklein reiste Mitte März 2023 nach Minsk. Wichtigster Anlass der Reise war die Vorstellung der didaktischen Materialien „Völkermord an Roma in Belarus 1941-1944“, die er gemeinsam mit den Partnerorganisationen konzipiert hatte. Die Präsentation fand am 23. März in der Mittelschule Nr. 137 in Minsk statt. Anlässlich des nationalen Jahrestages der Tragödie von Chatyn (22. März), an dem an die von den deutschen Besatzern über 600 verbrannten Dörfer in Belarus erinnert wird, führten zu Beginn der Veranstaltung Schüler:innen den 80 Teilnehmer:innen der Veranstaltung, darunter Schüler:innen von fünf Klassen der Jahrgangsstufen 8-11, Lehrerinnen und Lehrern, der stellvertretenden Direktorin und weiteren anwesenden Gästen, wie z. B. dem Direktor des jüdischen Museums Minsk, ein Rollenspiel zur Geschichte des KZ Salaspils (Lettland) vor.  Anschließend berichtete Artur Gomonow (Roma-Diaspora Belarus) über das seit 2019 bestehende Projekt „Erinnerung an den Völkermord an Roma in Belarus 1941-1944“. Es folgte ein Vortrag von Leonard Stöcklein über die Ursachen und Hintergründe der Verfolgung der Sinti und Roma in den deutschen Gebieten von 1933 bis 1940. Andrei Lysou (Geschichtswerkstatt Minsk), der ebenso entscheidende Arbeit bei der Erstellung des Materials leistete, erklärte abschließend anhand von Quellen aus den didaktischen Materialien die Abläufe und Dimensionen des Genozids an Roma in Belarus zwischen 1941 und 1944. Im Anschluss bekam die Gruppe noch eine Führung durch das hauseigene, in dieser Form in Belarus einzigartige Schulmuseum zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges, dessen Exponate und Ausstellungstexte vorrangig die Schülerinnen und Schüler in Forschungsprojekten recherchiert haben. Abschließend geht ein Dank für die Übersetzung und das Lektorat der Materialien an Valiantsina Raketskaya und S. Pavlovitskii, nicht zuletzt auch an das Auswärtige Amt, das die Erstellung der Materialien im vergangenen Jahr finanziell gefördert hat.

Besuch unserer belarussischen Partner:innen im Dezember 2022

Vom 6. bis 13. Dezember hatten wir endlich die Gelegenheit, eine Delegation unserer belarussischen Partnerorganisationen bei uns willkommen zu heißen. Mit Artur Gomonow war der stellvertretende Präsident der Belarussischen Roma-Diaspora dabei, der größten Roma-Selbstorganisation in Belarus. Der Besucher:innengruppe gehörten drei weitere Teilnehmer:innen unserer bisherigen Projekte an, darunter auch Andrei Lysou von der Geschichtswerkstatt Minsk.

Ausstellung und Besuch einer Delegation aus Belarus in Nürnberg

Vom 08. bis 22. Dezember wird die Ausstellung im Foyer der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg gezeigt. Am Tag der Ausstellungseröffnung reiste eine vierköpfige Delegation, darunter u.a. zwei Roma und ein Mitarbeiter der Geschichtswerkstatt Minsk, aus Belarus im Rahmen einer einwöchigen Reise durch Deutschland nach Nürnberg.

Ausstellungseröffnung in Gorki, 28. 10. 2022

Bericht über die Ausstellungseröffnung an der Landwirtschaftlichen Fakultät in Gorki, 2022 (in russischer Sprache)
«КТО ТЫ, НАРОД РОМА?» Так называется выставочная экспозиция, которой дан старт
сегодня, 28 октября, в ведущем вузе страны – БГСХА.