Vom 6. bis 13. Dezember hatten wir endlich die Gelegenheit, eine Delegation unserer belarussischen Partnerorganisationen bei uns willkommen zu heißen. Mit Artur Gomonow war der stellvertretende Präsident der Belarussischen Roma-Diaspora dabei, der größten Roma-Selbstorganisation in Belarus. Der Besucher:innengruppe gehörten drei weitere Teilnehmer:innen unserer bisherigen Projekte an, darunter auch Andrei Lysou von der Geschichtswerkstatt Minsk.
Das Ziel des Besuches hatte Artur vorab folgendermaßen formuliert: Er wollte so viel wie möglich über die Lage der Sinti und Roma in Deutschland und ihre politische Arbeit erfahren. Das Besuchsprogramm begann mit einem Gespräch mit dem Beauftragten der Bundesregierung gegen Antiziganismus und für das Leben der Sinti und Roma, Mehmet Daimagüler, der seine wichtigsten Ziele vorstellte und zusagte, die Anliegen auch der belarussischen Roma gerne an die zuständigen Behörden weiterzuleiten.
Von Berlin aus ging es dann nach Nürnberg, wo Artur Gomonow vor Lehramtsstudierenden des Faches Geschichte an der Uni Nürnberg einen Vortrag über seine Arbeit hielt. Zum Programm dort gehörten ferner eine Führung durch die Ausstellung zum Roma-Genozid in Belarus, Gespräche mit dem Landesverband Deutscher Sinti und Roma sowie Besichtigungen des Reichsparteitagsgeländes und des Memorials zu den Nürnberger Prozessen (vgl. ausführlicher zum Programm in Nürnberg hier
In Heidelberg machte die Ausstellung des Dokumentationszentrums Deutscher Sinti und Roma über den Genozid an Sinti und Roma während des Zweiten Weltkrieges einen starken Eindruck auf unsere Gäste. Das vorgesehene Gespräch mit einem politischen Referenten des Zentralrates wurde leider kurzfristig abgesagt. Dafür hatte sich eine russischsprachige Mitarbeiterin des Dokumentationszentrums spontan mehr Zeit für Gespräche genommen.
In Göttingen trafen die Besucher:innen auf Vertreter:innen des Roma-Center e.V. und des Roma Antidiscrimination Network (RAN). Sie stellten die besonderen Herausforderungen für migrantische Roma in Deutschland vor, insbesondere Kämpfe um Bleiberecht für geflüchtete Roma aus dem ehemaligen Jugoslawien.
Wieder in Berlin, stand eine Führung von Aktiven des Rroma-Info-Zentrums durch die Gedenkstätte in Marzahn auf dem Programm, wo sich zwischen 1936 und 1945 eines der vielen Zwangslager für Sinti und Roma befand, die in Deutschland eingerichtet worden waren, und von wo aus viele ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert worden waren.
Zum Abschluss des Besuchsprogramms gehörte ein Austausch mit Vertreter:innen der Stiftung Erinnerung-Verantwortung-Zukunft über die Perspektiven humanitärer Programme und Jugendaustausch sowie mit einer Vertreterin des European Roma Instituts for Art and Culture (ERIAC).
Der Freizeitanteil war spärlich gehalten – an einem Tag hatten unsere Gäste dann aber doch Gelegenheit für einen Stadtspaziergang durch Berlin, incl. Besichtigung des Holocaust-Mahnmals und der Topographie des Terrors.
Unsere Gäste sagten zum Abschluss, sie hätten zahlreiche Anregungen und Informationen erhalten, die sie in ihrer eigenen Arbeit weiterbringen würden. Das gilt auch für uns, die wir ebenfalls Gelegenheit hatten, anlässlich dieses Besuches neue Kontakte zu knüpfen und alte zu erneuern. Wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr einen größer angelegten Austausch junger Menschen, Roma wie Nicht-Roma, durchführen können.