Hier galt es in erster Linie, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu finden, von denen Aussagen über ihre Erlebnisse und Beobachtungen während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg gesammelt werden konnten.
Die Suche nach Zeitzeugen erfolgte maßgeblich auf Angaben lokaler Akteure, die in Roma-Organisationen aktiv sind und uns ihre Kontakte zu älteren Personen vermittelten.
Die Recherche fand in zahlreichen Landesteilen der Ukraine statt, mit einem Schwerpunkt im Zentrum und in Wolhynien. Lediglich der Südosten des Landes und Galizien/Nordbukowina wurden ausgelassen, da der Projektpartner bei seiner telefonischen Vor-Recherche dort die Rückmeldung erhalten hatte, es gebe keine Zeitzeugen.
Die Interviews wurden in der Regel vom ukrainischen Partner geleitet, unterstützt vom deutschen Partner, und aufgezeichnet (Ton/Video). Das Interviewteam wurde begleitet von lokalen Akteuren und Vertrauenspersonen der Zeitzeugen, meist waren auch eine oder zwei nahe Verwandte im Raum. Außerdem waren in der Regel Übersetzer zugegen.
Die Recherche dauerte insgesamt rund acht Wochen, aufgeteilt in einen Hauptzeitraum von knapp sieben Wochen im Frühjahr 2018 und einer Nachrecherche im September 2018 (bei dieser ging es hauptsächlich um Recherchen zum Thema Antiziganismus/Lebensverhältnisse von Roma)
Der Transport des Interviewteams erfolgte mit einem Privat-PKW und Fahrer.
Diese Reisetätigkeit brachte beträchtliche Kosten für Benzin, Fahrzeugmiete, Unterkunft und Verpflegung mit sich, die aber den Kostenrahmen nicht überschritten.
Insgesamt wurden unserem Team Kontakte zu ungefähr 60 Zeitzeugen vermittelt, die die deutsche Besatzung erlebt hatten und uns ihre eigenen oder die Erinnerungen ihrer Eltern ihr wiedergeben konnten. 55 dieser Zeitzeugen sind Roma, fünf Nicht-Roma – letztere schilderten uns, was mit Roma in ihrer Nachbarschaft bzw. Heimatgemeinde geschehen war, führten uns zu Stätten von Massakern usw.
Die meisten Zeitzeugen wurden von uns befragt, ob sie damit einverstanden wären, dass sie im Rahmen der zweiten Projektphase von einer größeren Gruppe erneut besucht würden – alle gaben ihr Einverständnis. (Nicht befragt wurden lediglich jene Zeitzeugen, deren Gesundheitszustand einen solchen Besuch nach unserer Auffassung ohnehin ausschloss.)
Außerdem wurden rund 10 Expertengespräche geführt mit Vertretern von Roma-NGOs (auch über heutige Diskriminierungen von Roma) sowie mit Historikern. Darüber hinaus gab es einzelne Gespräche mit Museumsleitungen und Vertretern von Stadtverwaltungen, um Möglichkeiten zum Präsentieren der Ausstellung zu besprechen.
Die Recherche ist mittlerweile fast abgeschlossen
Die Reise führte uns nahezu kreuz und quer durch die Ukraine: Von Kiew nach Tschernihiw, Mirhorod, Charkiw, Tscherkassy, Perwomajsk, Schytomyr, Lutzk, Wyderta… Bislang haben wir rund 50 Interviews durchgeführt, davon 40 mit ZeitzeugInnen und weitere mit ExpertInnen.
Im Moment sind wir (wieder) in Wolhynien. Am Sonntag, 10. 6., wird die Recherche (jedenfalls vorläufig) beendet, und wir treten den Rückflug von Lwiw an.
Hier ein Mitglied des Rechercheteams im Gespräch mit Journalisten aus Lutzk (6. Juni 2018).