Internationales Projekt zu einem ignorierten Genozid
Während des Zweiten Weltkrieges ermordeten Deutsche und ihre Verbündeten mehrere Hunderttausend Sinti:zze und Rom:nja in ganz Europa, auch auf dem Gebiet des heutigen Belarus. Dieser Aspekt des Vernichtungskrieges wurde über Jahrzehnte hinweg nicht in der Erinnerungspolitik berücksichtigt. Während der Völkermord in den Familien der Überlebenden bis heute erinnert wird, hat ihn die Mehrheitsgesellschaft in Belarus wie auch in Deutschland weitgehend ignoriert. Den Rom:nja, die darüber sprechen, wird bis heute kaum zugehört.
Im Jahr 2019 hat unser Projektteam, gemeinsam mit der Belarussischen Roma-Diaspora und der Geschichtswerkstatt Leonid Lewin in Minsk, Dutzende von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in vielen Regionen Belarus interviewt. Wir haben auch mit Kindern, Enkeln und Enkelinnen der Überlebenden gesprochen. Häufig waren wir die ersten Nicht-Rom:nja, die sich nach dem Schicksal der Rom:nja während der deutschen Besatzung erkundigten. Wir hörten Erinnerungen an grausame Verbrechen und an Verrat, aber auch an Kampf, Widerstand und Solidarität.
Zum Projekt gehörte eine Exkursion, der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland und aus Belarus angehörten. Gemeinsam mit Nachkommen der Überlebenden suchen wir nach Möglichkeiten, auch ihren Erinnerungen Zugang zur Öffentlichkeit in beiden Ländern zu verschaffen. Wir hoffen, dass die Erinnerung an den Genozid an Rom:nja auch die Sensibilität für heutige Formen rassistischer Diskriminierung schärft.