Die wichtigsten Eindrücke dieser Reise….

Teil 2

Luiza Medeleanu, Bukarest, Studentin:

Für mich war es sehr wichtig, die Orte zu sehen, an die Roma deportiert worden waren. Ich habe viel über den Roma-Holocaust gelernt. Dank der Überlebenden und der ukrainischen Zeitzeugen kenne ich diese komplizierte Geschichte jetzt ein bisschen besser.

Es ist klar, dass mich diese Recherche hier in der Ukraine, gemeinsam mit den Überlebenden, dazu inspiriert, mich weiterhin mit diesem Thema zu beschäftigen. Der Begriff „Diskriminierung“ kann mehrere Bedeutungen haben. Antiziganismus kann vom Staat wie von ganz gewöhnlichen Leuten ausgehen. Er kann ein Ausmaß annehmen, das dazu führt, dass das Selbstwertgefühl von Roma kleiner und kleiner wird. In Rumänien kommt eine solche Diskriminierung leider häufig vor. Ich habe in einer Roma-Organisation gearbeitet, die sich mit Identitätsbildung und interkulturelle Erziehung von Kindern beschäftigt. Und sie spüren Diskriminierung. Zum Beispiel, wenn die Lehrer im Klassenzimmer sie in die letzte Reihe setzen, ihnen nicht zuhören, sie nicht verstehen usw. Aber ich glaube trotzdem an eine bessere Gesellschaft, in der es eines Tages keine Diskriminierung mehr gibt. Ich weiß nicht wann, aber ich hoffe, es wird so kommen.

Maria Cîrstea, Bukarest, Studentin:

Den Überlebenden zu begegnen, war viel intensiver als ich gedacht hatte. Das war so eine Erfahrung, die man nur einmal im Leben macht. Ihre Kindheit und Jugend war von so tragischen Ereignissen geprägt, die ihre Narben im ganzen Leben hinterlassen haben. Es war für sie sehr schwierig, ihre Tränen zurückzuhalten, als sie über diese Zeit sprachen, aber sie hatten die Kraft, ihre Erlebnisse mit uns zu teilen. Für mich war es sehr inspirierend zu sehen, wie sehr sie sich Mühe gaben, um unsere Fragen zu beantworten. Das ist für mich ein Zeichen echten Mutes und auch von Entgegenkommen für uns. Ich fühle mich geehrt dadurch, dass ich die Gelegenheit hatte, sie persönlich zu treffen, und wünsche mir nur, dass wir mehr Zeit mit ihnen hätten verbringen können.

Jane Simon, Vorsitzende der Internationalen christlichen Bildungs- und Sozialinitiative für Sinti und Roma e.V., Offenburg:

Die Interviews mit den Zeitzeugen haben mich sehr, sehr berührt. Immer wenn davon erzählt wurde, dass die Menschen gepeinigt wurden, dass sie verfolgt wurden, dass sie Hunger gelitten haben. Dass sie eigentlich nur den Wunsch hatten, zu überleben. Es gab auch einen ganz emotionalen Moment, als wir am Bug waren, und Niko Rergo uns noch einmal die Geschichte von Transnistrien erzählt hat. An dieser Stelle, an der die Roma umgebracht worden sind und ihre Leichen einfach die Klippen herunter in den Fluss fielen. Wo man sagte, das Ufer war voller Blut. Diese Geschichte war mir in Deutschland nicht bekannt. Und natürlich lässt das einen nicht so einfach stehen. Ich möchte diese Eindrücke auch weitergeben, an die Menschen in Deutschland, und davon erzählen, was ich gehört und gesehen habe. Mir ist aufgefallen, dass überall Mahnmale und Erinnerungszeichen fehlen. Ich denke, dass wir an diesem Punkt auch auf jeden Fall weiterarbeiten sollen. Erlebnisse von Diskriminierung ziehen sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Ich weiß noch eine Szene, da sprach meine Mutter mit einem Mann, es war eine ganz normale Situation. Aber als sie ihm sagte: „Ich bin deutsche Romni“, hat dieser eine Satz den Mann vor Schreck zwei Schritte zurückgehen lassen. Immer, wenn mir das, was die Verfassung ja eigentlich garantiert, verweigert wird, nur weil ich Romni bin, dann ist das für mich Antiziganismus.

Ciprian Ionita, Fetești, Student:

Ich studiere im Moment Jura an der Universität von Bukarest. Ich komme aus einer Familie von Kalderash-Roma [Kupferschmiede] aus Fetești, im Kreis Ialomita. Ich bin davon überzeugt, dass es meine moralische und auch berufliche Pflicht ist, einen Beitrag dafür zu leisten, dass sich die Situation meiner Mit-Roma verbessert. Ein erster notwendiger Schritt in diese Richtung läge darin, die Verletzung von Grundrechten zu verhindern, denn Roma sind Bürger mit allen Pflichten und Rechten. Ich habe gerne darin eingewilligt, an diesem Projekt mitzuwirken, weil ich mehr über den Völkermord lernen wollte, der an Roma in Transnistrien während des Zweiten Weltkrieges begangen wurde. Ich habe so viele Gespräche mit den Roma-Deportierten geführt und gelernt, wie wichtig es ist, Würde und Hoffnung zu bewahren, auch im Augenblick großer Not. Trotz des harten Winters und der unmenschlichen Bedingungen, trotz Hunger und Zwangsarbeit, die sie in Transnistrien erdulden mussten, haben die Deportierten nicht ihre Würde verloren. Viele von ihnen sind aufgrund der extremen Kälte, Hunger, Krankheiten und der Brutalität der Besatzungstruppen gestorben, aber die Überlebenden haben ihre Hoffnung nicht aufgegeben, dass sie irgendwann nach Rumänien zurückkehren und ihre Familien und ihre Heimat wiedersehen, die sie zwangsweise verlassen mussten. Eine Augenzeugin aus Beresiwka hat uns folgendes über die Deportierten erzählt: „Unter den Roma, die in unser Dorf gebracht wurden, waren Menschen, die ihre Würde behielten, Frauen, die erlesenen Schmuck trugen und gute Kleider, und auch schöne Männer. Wir, die Einwohner dieses Ortes, teilten mit ihnen das Leid, das die Besatzungstruppen verursachten, genauso wie den harten Winter. Einige der Deportierten überlebten, andere nicht. Wir hatten ein Obdach im Winter, sie nicht.“

Reisegruppe in Chisinau
Reisegruppe in Chisinau
Interview bei Ghiocel Stănescu
Interview bei Ghiocel Stănescu
Mitglieder der Reisegruppe
Mitglieder der Reisegruppe
Mitglieder der Reisegruppe in Odessa unterwegs mit Sergej Ermoshkin unser Projektpartner in Odessa.
Mitglieder der Reisegruppe in Odessa unterwegs mit Sergej Ermoshkin unser Projektpartner in Odessa.
Ein Projrtteilnehmer im Gespräch mit Antonina Gigorivna Peskun
Ein Projektteilnehmer im Gespräch mit Antonina Gigorivna Peskun